Über 245'000 Franken ergaunert Hausarzt zockt eineinhalb Jahre lang Versicherungen ab

vab

24.1.2024

Ein Hausarzt im Kanton Aargau verrechnete den Versicherungen Leistungen, die er nie erbracht und für die er mangelnde Kenntnisse hat. (KEYSTONE/Ennio Leanza)
Ein Hausarzt im Kanton Aargau verrechnete den Versicherungen Leistungen, die er nie erbracht und für die er mangelnde Kenntnisse hat. (KEYSTONE/Ennio Leanza)
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Betrugsmasche im Aargau: Ein Hausarzt stellte über eineinhalb Jahre falsche Rechnungen an Versicherungen aus. Er kassierte so über 245'000 Franken. Jetzt erwartete ihn sein Urteil.

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24.1.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • In Brugg AG hat ein Hausarzt falsche Abrechnungen an Versicherungen verschickt. 
  • Die Masche zog er eineinhalb Jahre durch, bis seine Praxis 2016 plötzlich ohne Vorankündigung geschlossen wurde.
  • Er flieht, wird in Italien festgenommen.
  • Jetzt wurde er zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.

Dieser Arzt nutzte seine Patienten als Vorwand für eine Betrügermasche: Allgemeinmediziner B. (59) stellte den Versicherungen Arbeit in Rechnung, die er nie geleistet hat, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet.

Angeblich kamen die Patientinnen und Patienten im Fünf-Minuten-Takt in die Praxis des gebürtigen Rumänen in Brugg AG und alle 15 Minuten vollbrachte er «kleine» und eine «umfassende Untersuchung durch den Facharzt für Grundversorgung». Obendrauf kamen Notfall- und Dringlichkeitspauschale, EKG, Aktenstudium sowie spezifische Beratungen. Letztere hätte er aber wegen mangelnder Ausbildung gar nicht durchführen können. 

Insgesamt räppelten sich so 245'000 Franken zusammen, die er mit 2'300 falsch ausgestellten Arztrechnungen ergaunerte. 

Über eineinhalb Jahre lief das so. 2016 sei seine Praxis plötzlich geschlossen worden. Hausarzt B. war damals spurlos verschwunden. Nach einer internationalen Fahndung schnappte man ihn schliesslich in Italien. 

Wohin ging das ganze Geld?

Betrug, mehrfache Urkundenfälschung und die Vernachlässigung von Unterhaltspflichten – so heisst die Anklage gegenüber dem Arzt. Er verdiente zwar rund 15'000 Franken im Monat, trotzdem erhielten seine Kinder keine Unterhaltszahlungen in dieser Zeit.

Stellt sich also die Frage: Wohin ist das ganze Geld gegangen? «Ich hatte in Rumänien viele Schulden, die ich teilweise zurückbezahlt habe, mit dem Rest habe ich in der Schweiz über meine Verhältnisse gelebt, ich habe mir Dinge gekauft und Ausflüge gemacht», wird der 59-Jährige in der «Aargauer Zeitung» zitiert.

Geflohen sei er laut der «Aargauer Zeitung», weil es ihm gesundheitlich schlecht ging, und darum sei er auch zurück in die Heimat und nach Spanien sowie Italien gereist.

«Schämen Sie sich»

B. zeigte sich vor Gericht geständig und reumütig. Eine Freiheitsstrafe von drei Jahren, davon 18 Monate unbedingt, so heisst das finale Urteil von Staatsanwaltschaft und Verteidigung. Hinzu kommt, dass B. ein Landesverweis von sieben Jahren erhält.

Ausserdem muss er das erbeutete Geld den Versicherungen zurückzahlen und auch seinen Töchtern schuldet er Unterhalt von je 10'000 Franken. 

Am Ende der Verhandlung soll Gerichtspräsident Sandro Rossi noch eine wichtige Botschaft an den Allgemeinmediziner gehabt haben: «Schämen Sie sich in Grund und Boden.» Von der Einsicht, dass es ihm leidtue, wollte Rossi nichts hören.